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Esztergom

Esztergom címere

Esztergom ist eine derjenigen ungarischen Städte, die auf eine bedeutende historische Vergangenheit zurückblicken können. Den Bildern der illustren königlichen Persönlichkeiten, denkwürdigen Ereignissen, reichen Palästen folgen grausame Schlachten, Hausungen der Tataren- und Türkenhorden. Die Bilder der Zerstörung und des Wiederaufbaus folgen sich abwechsselnd. In der Geschichte der Stadt ist die Geschichte des ganzen Landes eingedichtet.
Die auf eintausend Jahre zurückblickende ungarische Geschichte hat kein einziges Jahrzehnt, in dem der Name der Stadt Esztergom nicht auftauchen würde.Wo ist nun die ehemalige königliche Residenzstadt? Wo sind ihre einst berühmten Denkmäler?

Auf diese Fragen gibt die wechselvolle Geschichte des Landes die Antwort. Das mittelalterliche Esztergom liegt heute unter der jetzigen Stadt, unter dem Erdboden. Das alte Esztergom ist nur durch archäologische Freilegung zugänglich, denn die Stadt ist während der 150 jährigen Türkenherrschaft völlig zerstört worden. Die Einwohner sind massakriert oder versklavt worden, die übrig gebliebenen sind aus der Stadt geflüchtet. Nach der Austreibung der Türken kamen in die Stadt Ansiedler, die die Ruinen auseinandergetragen und an derselben Stelle eine neue Stadt aufgebaut haben. Es ist aus den Ergebnissen der neuesten Ausgrabungen bekannt, dass die Umgebung des Burgbergs seit Ende der Eiszeit, d.h. seit 20000 jahren fortdauernd bewohnt ist. Das erste, von seinem Namen bekannte Volk waren die aus West-Europa stammenden Kelten, die um 350 v.Ch. diese Gegend besiedelten. Unter ihrem befestigten Zentrum (Oppidum) auf dem Burgberg lag ihre mächtige, blühende Kolonie bis zu unserer Zeitrechnung, als die ganze Gegend von römischen Legionen erobert wurde. Von dieser Zeit an wurde die Stadt unter dem Namen Solva zu einer wichtigen Grenzensiedlung von Pannonien. Von den sich hier ansiedelnden Völkern der Zeit der Völkerwanderungen nach dem Untergang des Römischen Reiches zeugen die hunnischen, awarischen und fränkischen Funde. Auf dem inneren Gebiet der Stadt wurden auch Überreste der landnehmenden Ungarn gefunden.

Die sich seit der Landnahme ausbildende Siedlung bekam größere Bedeutung als Géza ( der spätere Fürst) in den 960-er Jahren Esztergom zu seinem Wohnort wählte. Sein Sohn, Vajk -später König Sankt Stephan I. genannt-, wurde um 969-975 hier, auf dem Burgberg, auf dem Gebiet des römischen Castrums geboren. Die erste Kirche auf dem Burgberg wurde auch von Géza, zur Verehrung des Märtyrers, heiligen Stephans gebaut. Im Jahre 973 wird Esztergom zum Ausgangspunkt eines wichtigen historischen Ereignisses. Zu Ostern dieselben Jahres wurden von dem Fürsten Géza Boten zur internationalen Friedenskonferenz des Kaisers Otto I. nach Quedlinburg geschickt. Er bot Frieden statt der früheren Kriegszüge an und ersuchte Missionäre nach Ungarn.

König Sankt Stephan der Erste baute auf dem südlichen Felsen des Burgbergs einen neuen Palast statt der früheren fürstlichen Residenz, und in die Mitte des Bergs eine große Basilika zur Ehre des Heiligen Adalberts, für den Leiter der ungarischen Kirche, den Erzbischof von Esztergom.

Unter dem Burgberg bildeten sich bereits zu dieser Zeit bedeutende Handwerker-Händler Siedlungen aus. ( Von den Forschern wird angenommen, dass die Stadt ihren heutigen Namen von der Siedlung „Esztrogin” der bulgarischen Lederharnisch-Handwerker des Fürsten bekommen hat.)

Im Jahre 1000 wurde Stephan hier zum König gekrönt. Seit der Herrschaft Stephans bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts arbeitete hier die einzige Münzanstalt des Landes. Zu dieser Zeit wurde die Burg von Esztergom ausgebaut, die bis zum Jahre 1241 (Datum des Tatarenzuges) der Sitz der ungarischen Könige war und zugleich das Zentrum des ungarischen Staates sowie der Kirche und des Komitats Esztergom. Der Erzbischof von Esztergom war der Haupt der von Stephan gegründeten zehn Episkopate, der wichtige staatliche Funktionen erfüllte und dessen ausschließliches Recht die Krönung der Könige war.

Aus den unter dem Burgberg liegenden Siedlungen der königlichen Diener, Handwerker und Händler entstand die bedeutendste Stadt von Ungarn der Arpadenzeit und der wichtigste Ort des Wirtschaftslebens. Der Franzose, Odo de Deogilo, der die Stadt im Jahre1147 besuchte, schrieb folgendes: „ Die Donau trägt die Schätze und das Reichtum zahlreicher Länder in das berühmte Esztergom zusammen.”

Das Gremium des Stadtrates bestand aus den reichsten Bürgern der Stadt: aus den Fernhandel und Industrie betreibenden Lateinern, d.h. Bürgern spanischer, belgischer und italienischer Herkunft. ( aus dem Bild ihres Siegels aus dem 13. Jahrhundert hat sich das Wappen der Stadt Esztergom ausgebildet.)

Die nach Ungarn gekommenen oder nur durchreisenden ausländischen Herrscher besuchten die ungarischen Könige in Esztergom wie z.B. Kaiser Konrad III. den ungarischen Fürsten Géza II.( im Jahre 1147) oder der deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa Béla III. Die mit ihnen mitfahrenden Berichterstatter und Geschichtsschreiber heben alle die Bedeutung und das Reichtum der Stadt hervor. Arnold von Lübeck, der Geschichtsschreiber von Friedrich Barbarossa nennt Esztergom sogar die Hauptstadt Ungarns. ( ...”quae Ungarorum est metropolis”...)

Am Anfang des 13. Jahrhunderts war Esztergom das Zentrum des politischen- und Wirtschaftslebens Ungarns. Das wird in dem von dem Tatarenzug und damit der ersten großen Zerstörung der Stadt berichtenden Klagelied eines Augenzeugen, des Stiftsherren aus Großwardein Namens Rogerius Meister so beschrieben: „ Und da Esztergom hervorragender als alle großen Städte Ungarns gewesen war, hatten sie (die Tataren) darüber lange nachgedacht, ob sie die Donau passieren und hier ein neues Lager beziehen sollen.” Das wurde aber bald, nachdem die Donau zugefroren war, durchgeführt. Die Hauptstadt von Ungarn der Arpadenzeit wurde in einem unmenschlichen Angriff zerstört. Obwohl nach den vom Tatarenzug zeugenden Urkunden ein Teil der Bevölkerung den Ansturm überlebte, ( diejenige, die in der Burg Zuflucht gefunden hatten) und auch der Wiederaufbau und die Neubesiedlung der Stadt bald begann, verlor die Stadt ihre führende Rolle im Land. König Béla IV. schenkte den königlichen Palast und die Burg dem Erzbischof und verlegte seinen Sitz in die endgültige Hauptstadt, nach Ofen (Buda). Er selbst ließ sich und seine Familie aber in der von den Tataren zerstörten und von ihm prunkvoll wiederaufgebauten Franziskanerkirche begraben. (1270)

Danach wurde die Burg von den Erzbischöfen weiter ausgebaut und verschönert. Ihnen gehörte auch die sog. Wasserstadt unter der Burg. Der einen städtischen Charakter und städtische Größe tragende und mit Mauer umgezäunte Kern der königlichen Stadt blieb aber fortdauernd unter Obergewalt des Königs. Eine ganze Menge der Mönchsorden kehrte in die Stadt zurück und ließ sich nieder in dem kirchlichen Zentrum.

Das Bürgertum ließ aber auch viel von sich hören: es kämpfte jahrhundertelang um das Aufrechthalten und Zurückerhalten seiner früheren Rechte und gegen die Ausbreitungsversuche der Kirche auf dem Gebiet der königlichen Stadt.

In der anarchischen Periode nach dem Aussterben des Arpadenhauses erhielt Esztergom einen neuen Schlag: die Burg wurde im Jahre 1304 von den Truppen des tschechischen Königs Wenzels eingenommen und ausgeplündert, dann gehörte die Burg immer anderen Herren. Karl Robert und König Lajos der Große unterstützten die Stadt. Im Jahre 1327 wurde die größte und bedeutendste Außenstadt, die im Südosten liegende Kovácsi zur königlichen Stadt angeschlossen. Diese Außenstadt war von verschiedenen Handwerkern -Schmieden,Goldschmieden und Münzprägern- bewohnt und verfügte sogar über drei Kirchen.

Im Laufe des 14-15. Jahrhunderts wurde Esztergom dank seinen Erzbischöfen zum Schauplatz verschiedener Ereignisse von großer Bedeutung für das ganze Land, und neben Buda zu einer der wichtigsten Hochburgen der ungarischen Kultur. Im Hofe der Erzbischöfe, dessen Reichtum dem Prunk des Budaer Hofes gleichkommt, sind oft könige zu Gast, und wirken in ganz Europa bekannte Künstler und Wissenschaftler . Nur um einige illustre Gäste hervorzuheben: die Könige Lajos der Große, Sigismund und Matthias, Galeotto Marzio, Regiomontanus, der berühmte Astrologe oder Márton Ilkus und Georg Peuerbach, Pier Paolo Vergerio und Antonio Bonfini, der Geschichtsschreiber von König Matthias, wer in seinem Werk vor allem die Bauarbeiten von János Vitéz, dem Erzieher des Königs Matthias hervorhebt. János Vitéz ließ neben den alten Dom eine zweistöckige Bibliothek und eine Sternwarte bauen. Von seinem bedeutendsten Werk, dem berühmten Palast mit Hängegarten schrieb Bonfini folgendes: „ Er ließ in der Burg einen geräumigen Rittersaal errichten. Davor ließ er einen prunkvollen, überhängenden Vorhof aus rotem Marmor mit doppeltem Balkon bauen. In dem Haupt des großen Saales ließ er eine Kapelle der Sibyllen bauen, in der die Bilder aller Sibyllen zu sehen sind. An der Wand des Rittersaales sind außer aller ungarischen Könige die szytischen Vorkommen auch zu besichtigen..... außerdem hat er einen doppelten Garten angelegt, den er mit Säulen und einen über den Säulen liegenden Flur gekrönt hat. Zwischen die beiden Gärten, neben den Felsen ließ er einen runden Turm aus rotem Marmor bauen, den er mit verschiedener Sälen und Balkonen geschmückt hat....Die Basilika Sankt Adalberts ließ er mit Glasurziegeln bedecken...” Beatrix, die Witwe des Königs Matthias war 10 Jahre lang Bewohner der Esztergomer Burg.

Aus der Zeit des nächsten Bewohners, des Erzbischofs Tamás Bakócz († 1521), sind für unsere Zeit bedeutende Denkmäler erhalten geblieben. Er ließ im Jahre 1507 italienische Meister die Bakócz Kapelle als seine Grabstätte bauen. Das ist der einzige aus dem mittelalterlichen Esztergom unversehrt erhalten gebliebene kirchliche Bau. Der Altar der Kapelle wurde im Jahre 1519 von dem italienischen Bildhauer, Andrea Ferrucci, aus Marmor aus Carrara gemeißelt.

Die Eroberungszüge der Türken und die Jahreszahl 1526 bedeuten auch für das blütende Esztergom den Beginn des Untergangs. In der Mohácser Schlacht fand auch der Erzbischof den Heldentod. Zwischen 1526 und 1543 als in Ungarn zwei Könige regierten, wurde Esztergom sechsmal bestürmt, mal von Ferdinand, mal von den Truppen von János Szapolyai, mal von den Türken. Im Jahre 1530 geriet die Burg endgültig in die Hände von Ferdinand. Er ließ das Domkapitel und das Erzbistum nach Tyrnau und Pressburg umziehen. ( Es ist dem zu verdanken, dass ein Teil der Schatzkammer und der Bestand der Bibliothek und des Archivs erhalten geblieben ist.) In die Burg ließ er fremde Söldner einsiedeln.

Im Jahre 1543 begann der Sultan Suliman die in damaligen Maßstäben starke Festung mit einem mächtigen Heer und vielen Kanonen zu belagern. Nach dem nicht ganz zwei wöchigen Angriff übergab die fremde ( spanische, italienische, deutsche) Besatzung durch Verrat die Burg. Damals wurden die Außenstädte endgültig zerstört. Die beschädigten Gebäuden wurden nicht wieder aufgebaut, ihre Baustoffe wurden zur Renovierung und zum Wiederaufbau der Festungsbauten verwendet. Zu dieselber Zeit wurden auch der östliche Teil der Sankt Adalbert Basilika sowie mehrere bedeutende Gebäuden der Burg verrichtet.

Esztergom wurde zum Zentrum eines großen türkischen Verwaltungsgebietes und zu einer wichtigen Grenzfestung an der nordwestlichen Grenze des Türkischen Reiches, und damit zum Hauptstreitpunkt der türkischen Angriffe gegen die Bergstädte in Oberungarn und gegen Ofen (Buda) und Wien. Im erfolglosen, jedoch zerstörerischen Ansturm im Jahre 1594 starb Bálint Balassa ( Balassi), der erste ungarische Lyriker vom europäischen Range, daneben bedeutende Persönlichkeit der Grenzfestungen den Heldentod.

Der brutalste Ansturm fand im Jahre 1595 statt, als es gelang, die Burg zurückzuerobern. Dafür musste man aber hohen Preis zahlen. Hier wurden die Burg und die Mehrzahl der mittelalterlichen Gebäude der Stadt vernichtet, so dass die Befreier überall nur verrusste Ruinen fanden. Zwischen 1605 und 1683 beherrschten wieder die Türken die Burg und die ganze Gegend.

Die Türken befestigten in erster Linie die Burgen aber daneben bauten sie auch bedeutende neue Gebäude, Moschees, Minaretts und Bäder mit türkischen Kuppeln. Diese und die noch bestandenen früheren Bauten wurden in dem die Stadt befreienden Angriff im Jahre 1683 vernichtet, obwohl einige türkische Gebäude bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts erhalten geblieben sind.
Der letzte türkische Angriff gegen Esztergom fand im Jahre 1685 statt, im nächsten Jahr wurde auch Ofen (Buda) von den Türken befreit. In diesen Kämpfen spielte der Kommandant der Burgreiterei, der Esztergomer János Bottyán, eine wichtige Rolle. Er wurde später zum legendären Generalen des von Rákóczi geführten Freiheitskampfes. Alles, was Ende des Jahrhunderts wiederaufgebaut worden war, wurde im langen aber letzten Endes erfolgreichen Ansturm von Ferenc Rákóczi II. im Jahre 1706 aufgebrannt und zerstört.

Das verödete Gebiet wurde nach großen Ansiedlungen von einer neuen Bevölkerung bewohnt. Ungarische, slowakische und deutsche Kolonisten kamen in die Stadt. Zu dieser Zeit bildete sich der neue Nationalitätencharakter der Region aus. An Stelle der 65 zerstörten ungarischen Dörfer entstanden nur 22, meistens von verschiedenen Nationalitäten bewohnten Siedlungen.

Die neu zu Leben gerufene Stadt erhielt zwar ihren Titel der freien königlichen Stadt zurück, ihre Größe und Bedeutung waren aber nur Schatten der früheren.

Das Manufakturgewerbe wurde immer stärker: um 1730 produzierten bereits 17 selbstständige Zünfte in Esztergom. Der Händel und der Weinbau spielten aber auch eine wichtige Rolle. Das barocke Stadtbild der Innenstadt und der Wasserstadt, wofür die ruhige Einfachheit und Mäßigkeit der bürgerlichen barocken Baukunst charakteristisch ist, bildeten sich zu dieser Zeit heraus. Die schönsten Gebäude wurden auf dem Marktplatz ( dem heutigen Széchenyi- Platz) und in den naheliegenden Straßen gebaut.
Im Jahre 1761 erhielt das Erzbistum die Burg zurück, in der man in zwei Jahren mit den Bauarbeiten des neuen, mächtigen kirchlichen Zentrums begann. Die Mitte des Burgbergs und die Ruinen des Sankt Adalberts- und der Sankt Stephans-Kirche sowie die Überreste der Stadtmauer wurden auseinandergetragen, um Platz für die neue Basilika zu gewinnen.

Obwohl die Bauarbeiten und die Rücksiedlung des Erzbistums eine wichtige Rolle im Leben der Stadt spielten, verlangsamte sich die Entwicklung Esztergoms, und mit der Beendung des Baus der Basilika kam sie sogar zum Stillstand.

Zum Anfang des 20. Jahrhunderts ist Esztergom nur als Verwaltungssitz und wegen seiner kulturellen- und Bildungsinstitutionen wichtig. Die Lage der Stadt wird noch schlimmer als sie im Sinne des im Schloss Trianon unterzeichneten Friedensabkommens zur Grenzstadt wird und den bedeutenden Teil ihres Anziehungskreises verliert.

Der ungarische Dichter, Mihály Babits verbrachte die Sommer zwischen den zwei Weltkriegen von 1924 bis zu seinem Tode, 1941, hier in Esztergom. Sein Haus war ein Zentrum des literarischen Lebens in Ungarn und hatte eine große Auswirkung auf das geistliche Leben Esztergoms.

Das wichtigste Ereignis der dreißiger Jahre war die Aufdeckung der Ruinen des königlichen Palastes aus der Arpadenzeit und seine Wiederherstellung. Das rückte die Stadt wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nach dem zweiten Weltkrieg war Esztergom eine der am meisten beschädigten ungarischen Städte.Der Wiederaufbau ließ die Spuren des Krieges allmählich verschwinden, und die Stadt bekam neben ihrer Bedeutung im Fremdenverkehr zwei starke Züge. Einerseits wurde sie durch ihre Gegebenheiten zur kulturellen- und Bildungszentrum der Region (in ihren Grund-, Mittel- und Hochschulen lernen bzw, studieren mehr als 8000 Schüler und Studenten pro Jahr); andererseits wurde sie zufolge der in den 60-er Jahren aufkommenden örtlichen Industrie zu einer wichtigen Basis der ungarischen Werkzeugmaschinen- und Instrumentenindustrie.

Wer in Esztergom ankommt, kann zuerst das monumentalste Gebäude des ungarischen Klassizismus, die Basilika bewundern, die über der sich bogenden Donau, auf dem Gipfel des Burgbergs von Bergen umgeben über der Stadt steht. Die Basilika, die größte Kirche Ungarns, kann als Symbol der Stadt aufgefasst werden. Sie wurde an der Stelle der Ruinen der von König Stephan gebauten Sankt Adalbert – Kirche, nach den Plänen von Pál Künhel, János Pach und József Hild zwischen 1822 und 1869 gebaut. Zu ihrer Aufweihung schrieb Franz Liszt die Esztergomer Messe.

Auch im Inneren der im klassizistischen Stil gebauten, monumentalen Kirche findet man überwältigende Größen: die Kuppel hat eine innere Größe von 71,5 M , in der Kirche sind mächtige Gewölben und ein riesiges Altarbild von Michelangelo Greigoletti zu finden. Seitwärts, in der Kapelle Sankt Stephans, des Märtyrers sind glänzende Reliquien der Heiligen Ungarns und anderer Nationen sowie wertvolle Goldschmiedearbeiten zu besichtigen.

Auf der südlichen Seite der Basilika steht die aus dem mittelalterlichen Dom unversehrt erhalten gebliebene, aus rotem Marmor gebaute Bakócz- Kapelle. Die Erbauer der Basilika haben die ursprünglich etwas ferner gestandene Kapelle in 1600 nummerierte Stücke zerlegt und in ihrer ursprünglichen Form in die Kirche eingebaut. In der Schatzkammer sind die Meisterwerke der mittelalterlichen und modernen ungarischen und europäischen Goldschmiedekunst aufbewahrt. Das seit dem 13. Jahrhundert zur Krönung der Könige gebrauchte Eidkreuz, die künstlerischen Drahtemailkelche loben die Fähigkeiten der ungarischen Goldschmiede, während das Prozessionskreuz von Francesco Francia oder der obere, mit goldenen Emailfiguren geschmückte Teil der berühmten Matthias-Kalvarie und zahlreiche andere Werke von der hervorragenden künstlerischen Arbeit der westeuropäischen Goldschmiede zeugen. Neben den Goldschmiedearbeiten ist die Schatzkammer eine reiche Sammlung der ungarischen und europäischen Textilkunst. ( Messegewände, Paläste, Altardecken usw.) Die volltönende Stimme der in dem südlichen Turm hängenden riesigen Glocke lässt sich auch in weit entfernt liegenden Gegenden hören. Aus der großen Kuppel kann man eine wunderschöne Aussicht genießen: die Landschaft ist im Norden, Osten und Süden von dem Börzsöny-, dem Visegráder-, dem Pilis- und dem Gerecse Gebirge umgeben, in westlicher Richtung, im Donautal vermutet man im Nebel das Flachland der Kleinen Ebene. Unten strahlen die krummen Gassen, die sich aus den bunten Dächern der Häuser hervorhebenden Kirchtürme eine historische Luft aus. Direkt unter der Basilika, am Rande des Berges stehen alte Mauer, Basteien und eine Rondelle, die aus der mittelalterlichen Burg erhalten geblieben sind.

Die Überreste des ehemaligen königlichen Palastes und der Burg, die zum Teil in den Kämpfen mit den Türken, zum Teil während der Bauarbeiten der Basilika begraben worden waren, blieben bis zu den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts unter der Erde. Die bedeutendsten Teile des Palastes wurden dann zwischen 1934- 1938 ausgegraben und restauriert, aber die archäologischen Aufdeckungen werden auch heutzutage fortgeführt. Wenn der Besucher durch die im romanischen Stil gebauten Gewölben und Toren, durch die Wohnzimmer und engen Schlippen geht, wenn man die in den Wänden eingebauten engen Treppen besteigt, wird vor ihm die Vergangenheit lebhaft. Dieser Teil des Palastes wurde zur Zeit des Königs Béla III. (1172 – 1196) gebaut. Vermutlich kamen die französischen Baumeister, die das spätromane-frühgotische Gebäude der königlichen Burgkapelle am Ende des 12. Jahrhunderts errichtet haben, mit seiner Frau, der Tochter des französischen Königs, Lajos VII. nach Ungarn. In der Kapelle und an den Wänden der ehemaligen Wohntürme sind Fresken aus dem 12 – 14. Jahrhundert sowie wunderschöne Wandgemälde der ungarischen Frührenaissance zu sehen. Von der Terasse des Palastes kann man das Stadtbild von Esztergom genießen. Unter uns stehen die Häuser und Kirchen der ehemaligen erzbischöflichen Stadt oder Wasserstadt mit dem Bischofspalast. Querüber steht der Hügel des Sankt-Thomas-Berges, zwischen den Bergen und der Donau liegt die Innenstadt von Esztergom.

Die Burgmauer bestehen auch noch an der nördlichen Seite der Basilika. Aus dem Rondell ergibt sich ein schönes Ausblick auf die slowakische Stadt, Sturovo (Párkány), auf das Tal des Flusses Garam und auf den nördlichen Stadtteil Esztergoms: auf Szentgyörgymező, auf das Donautal und auf die Wasserstadt.

Die Wasserstadt erhielt ihren Namen weil sie am Ufer der sog. Großen- und der Kleinen Donau aufgebaut wurde. Ihre ehemaligen Befestigungen, Stadtmauern, Rondelle sind neben der Promenade am Donau-Ufer auch heute zu sehen. Am nördlichen Ende der Stadtmauer, am Ufer der Großen Donau erweckt eine interessante Gedenktafel unsere Aufmeksamkeit: eine Steintafel mit türkischer Überschrift, was zum Andenken an den sieghaften Angriff des Sultans Suleiman im Jahre 1543 da steht. In den innerhalb der Stadtmauer schlängenden, schmalen Gassen verbergen sich die Überreste der türkischen Bäder und Dschamis.

Auf der gemütlichen, krummen Hauptgasse der Wasserstadt, unter barocken und klassizistischen Gebäuden steht der Bischofspalast, ein Bauwerk von József Lippert aus den Jahren 1880 – 1882. ( Bild 26.) Auf dessen erstem Stock befindet sich das von dem Erzbischof Johannes Simor gegründete, weltberühmte Christliche Museum. Das Museum ist eine außerordentlich reiche Sammlung der mittelalterlichen ungarischen Tafelgemäldekunst und Bildhauerei, der italienischen und Westeuropäischen Malerei und Kleinkunst. Unter vielen anderen Meisterwerken ist das berühmte, aus Holz geschnitzte und mit färbigen Statuen geschmückte spätgotische Gottesgrab aus Garamszentbenedek oder das Altarbild von Tamás Kolozsvári aus dem 15. Jahrhundert von großer Bedeutung. Aber auch Altarbilder des Meisters M. S. aus dem Jahre 1506, sowie gotische Flügelaltare aus Oberungarn sind die Besichtigung wert. Die Sammlung enthält außerdem Gemälde von italienischen, niederländischen und flamanden Meistern und eine wertvolle Sammlung von Gobelins sowie Kunsstücken aus Porzellan und Fayence aus dem 16-18. Jahrhundert.

Das proportionierte barocke Gebäude des Balassa Bálint Museums in der Wasserstadt wurde auf mittelalterliche Fundamente gebaut, und es war nach der Austreibung der Türken lange Zeit der erste Sitz des Komitats Esztergom.

Die am Hauptplatz der Wasserstadt stehende zweitürmige Parochialkirche, die von den Jesuiten zwischen 1728 – 1738 gebaut wurde und die eintürmige Franziskanerkirche sind auch schöne Errichtungen der barocken Baukunst.

Am südlichen Ende der Wasserstadt steht das Gebäude der Bibliothek der Kathedrale, das nach Plänen von József Hild im Jahre 1853 gebaut wurde. Die Bibliothek ist eine der bändereichsten kirchlichen Bibliotheken Ungarns: sie verfügt über etwa 25000 Bänden , unter denen zahlreiche Kodexe und Erstlingsdrücke zu finden sind wie z.B. eine lateinische Erklärung zum Lied der Lieder aus dem 12. Jahrhundert, oder die Spende des Königs Matthias, der sog. Lövölder Kodex oder der Jordánszky-Kodex, der eine ungarische Bibelübersetzung aus den Jahren 1516-19 enthält. Neben den mächtigen Bakócz- und Ulászló – Gradualen drückt sich die schlichte Balassa – Bibel, in der die Umstände der Geburt und des Todes von Bálint Balassa von seinem Onkel aufgezeichnet sind.

Die Sehenswürdigkeit des naheliegenden St. Thomas Berges ist der barocke Kreuzesweg mit der klassizistischen Kapelle auf dem Gipfel des Berges, die am Anfang des vorigen Jahrhunderts auf den Ruinen der Kirche aus der Arpadenzeit als Denkmal der sich für Esztergom aufgeopferten Helden gebaut wurde. Der Berg wurde nach der Kirche benannt, die am Ende des 12. Jahrhunderts der Erzbischof Lukács Bánffy zur Ehre des Märtyrers, des heiligen Thomas Beckets bauen ließ. ( Thomas Becket war in Paris Studentenkollege des Erzbischofs. )Die Kirche und die von den Türken an ihrer Stelle gebaute Plankenburg sind längst vernichtet worden. Auf dem Gipfel des Berges sind die im vorigen Jahrhundert von den Bauarbeitern der Basilika und Handwerkern gebauten krummen Gassen und kleinen Häuser zu sehen, die eine ähnliche Stimmung wie der ehemalige Tabán in Ofen (Buda) haben.

Unter dem Berg sind der blaue Wasserspiegel des Strandbades und das klassizistische Gebäude des Hotels „Fürdő” (Bad) zu sehen. Hier hatte Lajos Kossuth im Herbst 1848 auf seiner Anwerbefahrt übernachtet.

Auf der südlichen Seite des Berges führt ein schlängender Fußsteig mit mediterraner Stimmung zu der im barocken Stil gebauten Sankt Stephans-Kapelle.

Der Hauptplatz der Stadt, der Széchenyi Platz steht unter Denkmalschutzgesetz . Neben den im Barock-, Rokoko-, und Zopf-Stil gebauten Häusern erweckt das am südlichen Rande des Platzes stehende einstöckige barocke Gebäude des Rathauses die Aufmerksamkeit. Ursprünglich war es die ebenerdige Kurie des Kuruczengenerals, Vak Bottyáns. Sein Stockwerk wurde 1729 gebaut. Das Haus ist in den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts abgebrannt. Seine heutige Form erhielt es zwischen 1770- 1773, nach den Plänen des Esztergomer Baumeisters, Antal Hartmanns. Davon zeugt die rote Marmortafel mit Jahreszahlen, die das Wappen der Stadt ( ein Palast, innerhalb der mit Türmen geschützten Stadtmauer, unten das Wappen der Arpaden) darstellt.

An der Ecke steht die Reiterstatue von Vak Bottyán aus Bronze ( geschnitzt von István Martsa), die uns an den ehemaligen Besitzer des Hauses erinnert. In der Mitte des Platzes steht die Statue der Heiligen Dreifaltigkeit, ein Denkmal von György Kiss aus dem Jahre 1900. In der Bottyán János Straße am Rathaus sind barocke Bürgerhäuser mit Holzportalen aneinander gereiht. Hier befindet sich auch die zwischen 1700 -1755 gebaute Kirche des Franziskanerordens mit einem prächtigen Barock – Interieur. Jenseits der Straße steht ein einstöckiger Barock-Palast mit geschmücktem Portal. Er gehörte ursprünglich der Grafenfamilie Sándor und diente ihr als Kurie in Esztergom. ( Ein Mitglied der Familie, Móric Sándor hatte den Spitznamen „ Teufelsritter” .)

In die Richtung Kleine Donau befindet sich das schöne Barockgebäude der innenstädtischen Parochialkirche ( gebaut von dem Pester Baumeister, Ignác Oratsek zwischen 1757 – 1762 ) und etwas weiter entfernt, die im klassizistischen Stil gebaute Sankt Anna- Kirche ( auch „runde Kirche” genannt) mit ihrer Kuppel. In der Kossuth Straße 60. steht eine griechisch – ortodoxe Kirche mit Holzschindel, die von den serbischen Einsiedlern um 1770 gebaut wurde.

Diese, an historischen Denkmälern so reiche Stadt mit ihrer schönen Lage, die ein Zeuge der stürmischen Jahrhunderte der ungarischen Geschichte ist, ist heute vor allem für die die Kunst liebenden und für die Schönheiten der Vergangenheit empfänglichen Touristen ein beliebtes Reiseziel. Aber die Stadt scheint, etwas von ihrer, in dem politischen Leben des Landes gespielten Rolle zurückzubekkommen. Dadurch können ihre alten Gebäuden und ihre reiche Traditionen hoffentlich erneut werden.

Quelle: http://www.esztergom.hu

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