Hungariantourism.com

Kőszeg

Die Geschichte der Stadt

Die Entstehung der einzigen königlichen Freistadt des historischen Burgkomitates Vas (Eisenburg) reicht ins dritte Viertel des 13. Jh.-s zurück. Ihre Gründung verdankt sie dem Familienzweig Volfer aus dem Geschlecht Héder, das sich im Jahre 1157 in Ungarn niedergelassen hat. Vor 1274 wurde die zentrale Hofhaltung der aus dem Geschlecht ausgeschiedenen Familie Kőszegi durch Heinrich II. und seinen Sohn Iwan von Németújvár (Güssing) nach Kőszeg (Güns) verlegt. Jahrzehntelang war die Stadt der Sitz der Grafen von Kőszeg (Güns). Erst 1327 brach Karl von Anjou die Macht der Familie Kőszegi in Westtransdanubien endgültig und erhob die Stadt ein Jahr später (1328) in den Rang einer königlichen Stadt. Unter der Herrschaft der Anjou (1347-1381) wurden auch die Stadtgrenzen befestigt. 1392 wurde die Stadt des Königs grundherrlich, indem der Palatin Nikolaus Garai eine an König Sigismund von Luxemburg gezahlte Pfandsumme der Familie Ellerbach von Monyorókerék zurückzahlte. Die Epoche der Garais ging 1441 zu Ende. In der dritten Welle der großen Türkenkriege des 16. Jahrhunderts wurde Kőszeg zum bedeutendsten Schauplatz des Feldzuges von 1532: Zwischen dem 5. und 30. August wurden von dem Großwesir Ibrahim 19 heftige Sturmangriffe gegen die Stadt geführt. Unter der Führung des Stadt- und Burgkapitäns Miklós Jurisich gelang es der kleinen Burgbesatzung ein 80000 Mann zählendes Türkenheer zurückzuschlagen. Nach dem letzten erfolglosen Ansturm der Türken wurde die türkische Heeresführung durch einen Janitscharenaufstand zur Aufgabe der Belagerung gezwungen. Laut Tradition soll das letzte Kontingent der abziehenden türkischen Truppen die Grenzen der Stadt um 11 Uhr verlassen haben. Zum Gedenken an diese historische Heldentat läuten seit 1777 die Kirchenglocken von Kőszeg um 11 Uhr. Nach den Türkenkriegen gelangten die Burg und das Herrschaftsgebiet von Kőszeg 1695 in den Besitz der Herzogsfamilie Esterházy, wo sie bis 1931 verblieben. Die strategische Bedeutung der Stadt ging nach dem Rákóczi-Freiheitskampf von 1703-1711 verloren. Neben Szombathely war Kőszeg für die Militärführung der Kuruzzen von 1705 - 1708 die wichtigste Festung bei der Befreiung und Erhaltung der westlich der Raab gelegenen Landesgebiete. Die königliche Freistadt erlebte im 18. Jahrhundert die längste friedliche Epoche ihrer Geschichte. Zum ersten Mal in der Stadtgeschichte wurde versucht, die Bevölkerungsverluste im Jahre 1712 durch die Anwerbung von Kolonisten und durch die Gründung von Schwabendorf (Kőszegfalva) zu ersetzen. Ihre führende Rolle im Burgkomitat Vas verlor Kőszeg bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Produktionskrise im Zunftwesen während der ungarischen Reformzeit Anfang des 19. Jahrhunderts konnten nur wenige Handwerksbetriebe überleben. Die Gründung von Aktiengesellschaften, Vereinseinrichtungen und des ersten Geldinstitutes im Komitat bezeugen die frühbürgerliche Stadtentwicklung. Neben der bislang typischen Gesellschaft von Kleingewerbetreibenden und Kleinhandelsunternehmen entwickelte sich Kőszeg in dieser Zeit zur Stadt der Schulen, Sanatorien und Garnisonen. Dabei blieb zum Glück der besonders schöne und wertvolle Natur- und Baubestand von den Entwicklungen und Folgen des Kapitaleinsatzes unberührt. Meistens wurden nur die Torbasteien an den Festungsanlagen beschädigt. Die Stadtstruktur blieb unverändert erhalten. Für die Bewahrung des baulichen Erbes wurde Kőszeg im Jahre 1978 mit dem Hild-Preis (ungarischer Architekturpreis) ausgezeichnet. Seit 1990 lebt Kőszeg wieder unter normalen Voraussetzungen für Selbstverwaltung und Marktwirtschaft. Die finanzschwache Stadt sucht nach Möglichkeiten der Erneuerung durch den Kapitaleinsatz auswärtiger Investoren und hofft auf Unterstützung durch staatliche und europäische Fördermaßnahmen.


 
Sehenswürdigkeiten

Írottkő-kilátó (Aussichtswarte Geschriebenstein)

Über Kőszeg befindet sich der höchste Gipfel Transdanubiens, der Geschriebenstein (883 m).
Auf der Bergspitze wurde 1913 die Aussichtswarte Geschriebenstein als Nachfolger des 1909 niedergerissenen Árpád-Aussichtsturmes erbaut. Dieses Gebiet galt über lange Zeit als gesperrte Grenzzone und kann erst seit 1990 wieder frei besucht werden.

Stájer-házak (Steirerhäuser)

Die Steirerhäuser (551 m) erhielten ihren Namen von im Jahre 1750 hier angesiedelten steirischen Förstern. In einem der Gebäude wurde eine Ausstellung über die Pflanzen- und Tierwelt des Gebirges untergebracht. Die Steirerhäuser sind bis heute ein sehr beliebtes Ausflugsziel.

Óház-kilátó (Althaus-Aussichtsturm)

Die Gründung der Stadt Kőszeg begann mit dem Bau der ersten Burg auf dem Óház-tető (Althaus-Gipfel). Der in 609 m Meereshöhe gelegene Gipfel ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel, besonders seitdem der Althaus-Aussichtsturm wieder hergerichtet wurde. Auf der Stelle der jetzigen Aussichtswarte wurde bereits im Jahre 1896 ein Althaus-Denkmal errichtet, welches aber 1916 bei einem Sturm zusammenstürzte. Der Ausflug verspricht wunderschöne Erlebnisse, denn die Aussicht vom Turm ist wirklich bezaubernd. Wenn man in Richtung Osten schaut, sieht man die Stadt Szombathely; bei klarem Wetter lassen sich sogar die Gipfel der Berge Ság und Somló entdecken. Nach Westen wird der Ausblick durch die Ausläufer der Alpen, das Landseer- und Rosaliengebirge abgeschlossen, hinter denen der schneebedeckte Gipfel des Schneebergs hochragt.

Hétforrás (Siebenbründel)

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten im Kőszegi-hegység (Günser Gebirge) ist das in 424 m Meereshöhe entspringende Siebenbründel. Die zum Siebenbründel führende Autostraße erreicht den Berggrat beim Pintér-tető (Pinter-Gipfel) und führt langsam von hier abwärts, bis sie dann in einen tiefen Talkessel mündet. Hier bricht das kristallklare Wasser mit einer Temperatur von 10,9 °C hervor. Die Quelle wurde bereits im 18. Jahrhundert Hétforrás (Siebenbründel) genannt und erst 1896 im Jahre des ungarischen Millenniums erhielten die einzelnen Ausflüsse die Namen der sieben ungarischen Stammesfürsten. Durch ein aus Zement gefertigtes Rundbogengesims fließt das Wasser der Quelle aus den mit Namenstafeln von Álmos, Előd, Ond, Kond, Tas, Huba und Töhötöm gekennzeichneten Ausflüssen in ein Teichbecken und weiter auf seinem Weg zum Gyöngyös-Bach (Güns). Von dieser Quelle wurde einst die Wasserversorgung der oberhalb davon stehenden Oberen Burg gelöst, weshalb die Quelle lange Zeit Altburgbrunnen genannt wurde. Der 1994 erneuerte Ausflugsort bietet dem ermüdeten Wanderer eine angenehme Rast.

Kalvarienkirche

Nach der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in der Stadt empfehlen wir ein paar Ausflüge in das Kőszeger-Gebirge.
Wer die Stadt besser kennen lernen will, sollte auch ein solches Erlebnis nicht versäumen. Bei einem Spaziergang durch die Stadt ist fast von jedem Standort aus die Kalvarienkirche zu sehen. Die in 393 m Meereshöhe stehende Kirche ist nur zu Fuß zu erreichen. Am Beginn des Weges befindet sich links ein bombensicherer Bunker, in dem die Szálasi-Regierung von Dezember 1944 bis März 1945 die Heilige Krone von Ungarn aufbewahren ließ. Der Weg zur Kalvarienkirche wird von Kreuzwegstationen begleitet. Die ursprünglich von dem Soproner Steinmetzen Georg Schweitzer 1763 geschaffenen Stationen wurden 1890 entfernt und dafür 14 Stationen und eine Ausgangskapelle nach dem Entwurf des Wiener Architekten Ludwig Schöne errichtet. Das erste Holzkreuz wurde 1686 von den Jesuiten auf dem Kalvarienberg aufgestellt, wo 1715 an derselben Stelle die Kapelle entstand. Mit dem Bau der Kirche wurde 1729 auf Initiative der Jesuiten begonnen, finanziert aus Votivgaben der furchtbaren Pestepidemie von 1712. Laut Überlieferung soll die Stadtbevölkerung zur Buße das erforderliche Baumaterial, etwa 40 000 Ziegelsteine, mit den Händen den Berg hinaufgetragen haben. Die 1735 fertig gestellte Kirche ist mit den angewandten barocken Zier- und Bauelementen in ihrer Art ohne Beispiel. Besondere Beachtung verdient die Harmonie, die zwischen Landschaft und Kirche besteht.

Die Kirche hat drei Türme, zwei davon sind rund, der dritte ist eckig. Die Fassade schmücken schöne Barockstatuen. In der Mitte befindet sich der gekreuzigte Jesus, auf den zwei Seiten die beiden Schächer. Am Fuße des Kreuzes wurden die Gestalten von Maria Magdalena, der Heiligen Jungfrau Maria und Johannes dem Täufer verewigt. Die Kirche hat ein Schiff, dem sich beiderseits je eine Kapelle anschließt. Der heutige Hauptaltar stammt aus der Friedhofskapelle von Ják und wurde nach einer Brandstiftung im Jahre 1947 in diese Kirche verbracht. Neben der Kirche wurde 1735 auch eine Einsiedlerklause errichtet. Hier wohnte auch der erste Maler der Kirche, Graf Heinrich Weisz, der auch im Auftrag der Stadt eine Aufgabe zu erfüllen hatte: Zum Schutz der Weingärten musste er bei Annäherung gefährlicher Wolken die Glocken ziehen, wofür er von der Stadt mit Nahrungsmitteln versorgt wurde.

Dreiszker-Sanatorium

Schon der Name Kálvária utca (Kalvarienstraße) verrät, wohin diese Straße führt. Man gelangt zuerst in einen kleinen Park, wo sich das Gebäude des ehemaligen Dreiszker-Sanatoriums und Kaltwasserkuranstalt (Kálvária u. 14.) befindet. Das 1894 im eklektischen Stil gebaute Gebäude ist heute ein Altersheim. Die mit großen Mittel- und Eckvorlagen gebaute Fassade und das kühne Mansardendach fügen sich sehr harmonisch in die Umgebung ein. Rechts steht das ehemalige Wohnhaus des Sanatoriumgründers.

Rudersee

An einer kleinen Kapelle links führt der Weg zum Rudersee, der 1977 anstelle eines Schotterwerks auf einer Fläche von etwa 30.000 Quadratmeter mit einem schönen Park geschaffen wurde (Ágoston Kosztich, 1977) Der See wird mit Wasser aus dem Gyöngyös-Bach gespeist.
 
Apothekenmuseum

Die Aufschrift auf dem Gurtgesims des Hauses Jurisics tér 11. ist von weitem zu entziffern: \\\"Apotheke zum Goldenen Einhorn\\\". Das Gebäude kaufte 1766 Károly Mikos von der Familie Csekonics und errichtete hier das Gasthaus \\\"Zum Goldenen Engel\\\". Kaum 10 Jahre später wurde das Haus an den Apotheker Mátyás Svalla aus Böhmen weiterverkauft, der hier 1777 eine Apotheke eröffnete und die wunderschöne Apothekeneinrichtung, die er von den Jesuiten gekauft hatte, unterbrachte. Um für die früher im Ordenshaus der Jesuiten betriebene Apotheke Platz schaffen zu können, ließ sich der neue Eigentümer eine kluge Lösung einfallen: Er erwarb das enge Gässchen neben dem Gebäude und verlegte nach dort den Eingang zur Apotheke. Im früheren Torweg wurde dann der Apothekenraum eingerichtet und der Dachboden als Trocknungsraum für Heilkräuter vorgesehen, der auch heute zur Ausstellung gehört. Im Hof des Museums kann man einen Kräutergarten besichtigen. Auch von innen ist das Museum äußerst sehenswert, wobei die aus fünf Regalsystemen bestehende Apothekeneinrichtung, die die Tischler-Jesuiten aus Eichenholz geschnitzt haben, besonders wertvoll ist. Die Möblierung wurde in österreichischem Barockstil hergestellt; die Ziermotive lassen italienischen Einfluss erkennen. Zur Einrichtung gehören auch Gemälde, wahrscheinlich Werke des österreichischen Malers Ettl. Auf den Regalen sind Gefäße und Tiegel ausgestellt, die aus der Originalausstattung der Apotheke stammen.

Sgraffitohaus

Für viele Besucher ist das Sgraffitohaus (Jurisics tér 7.) in Kőszeg das Haus mit dem schönsten \\\"Gesicht“. Die Dekorationsart \\\"sgraffito\\\" stammt aus Italien und wurde in Kőszeg vielerorts verwendet, was die Annahme einer frühen Beziehung zwischen Kőszeg und italienischen Meistern untermauert. (Das italienische Wort \\\"sgraffito\\\" bedeutet \\\"kratzen\\\" und deutet damit auf das wesentliche dieser Dekorationstechnik hin: Mehrere Putzschichten verschiedener Farben werden auf die Wand gebracht, wobei die oberste am hellsten ist. Diese Schicht wird dann nach dem gewünschten Muster entfernt [abgekratzt] und die untere farbige Schicht kommt als Fassadendekor zum Vorschein). Das Hauptmotiv der Verzierung stellt eine Vase mit einem riesigen Blumenstrauß auf einer Balkonbalustrade dar. In einer Wandnische am geschwungenen Giebel des Gebäudes steht eine barocke Marienstatue. Die Aufschrift auf dem Hauptgesims unterhalb davon stammt aus dem Römerbrief des Hl. Paulus und lautet übersetzt: \\\"So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen – 1668.\\\" Dieses Zitat geht auf die Ermahnungen des Fürsten György Rákóczi I. zurück, die er auch an seinen Sohn geschrieben und mit diesem Satz beendet hat.

Arkadenhaus (Stadtarchiv)

Am Stadttor – an der Stelle des heutigen Arkadenhauses – stand ehemals die Holzbude der Zöllner. Zwar muss der heutige Besucher keinen Zoll mehr bezahlen, aber die faszinierende Ansicht der Innenstadt, die Harmonie der Kirchenbauten und der mittelalterlichen Häuser am Jurisics tér lassen trotzdem jeden kurz verweilen, um das malerische Stadtbild zu bewundern. Links vom Heldentor befindet sich das Kőszeger Arkadenhaus, welches 1774 der aus Breslau (Wroc³aw) übersiedelte Turmmeister József Jakab Bittner in einer in Oberungarn in Mode gekommenen Bauweise erbauen ließ. In dem Gebäude wurden Tanzsäle eingerichtet, die allerdings nach dem Brand von 1777 zu Wohnungen umgebaut wurden, während unter den Arkaden eine Metzgerei entstand. Die 1842 zugemauerten Arkadenbögen wurden 1959 wieder freigelegt. Seit 1971 ist in diesem Gebäude das Stadtarchiv tätig. Die hier aufbewahrten Dokumente berichten über Leben und Geschichte der Stadt seit 1328, darunter auch jene 35 Urkunden, die stadtgeschichtlich am wichtigsten sind.

Heldentor

Das Heldentor oder der Heldenturm wurde 1932 in eklektischem Stil anlässlich des 400jährigen Jubiläums der erfolgreichen Verteidigung der Stadt gegen die Türken gebaut. Das sehr große Gebäude passt in seinen Maßen zwar nicht ganz einer Kleinstadt, ist aber doch allmählich zu einem Wahrzeichen von Kőszeg geworden. Der Entwurf wurde von Flóris Opaterny erstellt. An seiner Stelle stand früher das 1880 abgerissene südliche Untere Tor (Alsó-kaputorony), das seit dem 13. Jahrhundert ein besonders wichtiger Teil der Festung war, selbst wenn die Belagerer ihre Angriffe nur selten direkt gegen das Tor führten, weil der Graben hier am tiefsten war und auch kein Zugang zur Zugbrücke bestand. Dieses Tor war der wichtigste Eingang der Stadt, der die friedfertig Ankommenden aus Richtung des Flachlandes empfing und die feindlichen abzuwehren versuchte. Dem Schutz des Tores diente auch die Alte Bastei, die wir an früherer Stelle bereits kennen gelernt haben. Die Alte Bastei wurde mit Abstand zum Tor gebaut, welcher eine optimale und wirksame Verteidigung durch den Einsatz von Arkebusen ermöglichte. Dieses Tor findet man auch auf dem Wappen von Kőszeg; der Schlüssel des Tores symbolisierte die Macht des Stadtrichters. In diesem Turm wurden auch jene Musiker untergebracht, die durch eine Stiftung von Tamás Nádasdy angestellt wurden und die laut Aufzeichnungen des Stadtrichters seit 1723 mittags und abends die Bürger mit Musik unterhielten. Bemerkenswert ist außerdem, dass ein Stadttrommler vom Turm aus den Auftritt der Musiker und die Tageszeiten verkündete sowie bei Feuer Alarm schlug. Das rechts vom Heldentor stehende Gebäude nennt man Generalhaus. Mehrere Merkmale, wie der erhalten gebliebene Mordgang, der gewölbte Keller und die große Loggia aus dem 17. Jahrhundert, bestätigen die Herkunft des Hauses aus der Renaissance. Von hier aus wurden die Entscheidungen der Stadtführung, aber auch die Urteile des Stadtgerichtes bekannt gegeben. Auf dem Gebiet des heutigen Ungarn gibt es unseres Wissens keine ähnliche Loggia. Von 1563-1671 fanden in diesem Haus die von ihren Kirchen vertriebenen Katholiken ein Zuhause. Die Stadt kaufte das Haus 1719 von Tamás Nádasdy ab, um hier den General der Reitergarnison unterzubringen, daher der Name des Hauses. Seit 1977 arbeitet hier die Restaurationswerkstatt des Stadthistorischen Museums, des weiteren wurde Platz für die Büros geschaffen. Im Haus befindet sich auch die Ausstellung des Kőszeger Kleingewerbes. Vom obersten Raum gelangt man auf den Panoramagang des Turmes, der einen schönen Ausblick auf die Stadt bietet.

Rathaus

Das Rathaus erfüllt seine Funktion seit dem 14.-15. Jahrhundert ununterbrochen und bestimmt die Ausstrahlung des Jurisics tér. Sein heutiges Aussehen erhielt es nach 1597. Im Laufe der bis 1668 dauernden Bauarbeiten wurde eine zur Erhöhung des Gebäudes dienende Giebelwand aufgerichtet. Auf der Rathausfassade sind drei Wappen und zwei Wandgemälde zu sehen: links das viereckige Baronswappen von Miklós Jurisics, in der Mitte das Kleinwappen von Ungarn und rechts das 1446 von Friedrich III. verliehene und auch heute noch gültige Wappen der Stadt Kőszeg. Die Wandgemälde stellen Ungarns Schutzpatronin, Patrona Hungariae mit dem Jesuskind sowie den König Stephan den Heiligen dar. Das klassizistische Tor stammt aus dem 19. Jahrhundert. Jedes Jahr wurden am Rathaus dem Bürgermeister die Weintriebe vom St. Georgstag vorgestellt und seit 1740 ins Buch der Weintriebe eingetragen. Dieses einzigartige Buch wird auch heute noch fortgesetzt und im Stadthistorischen Museum aufbewahrt.
Die St. Emmerich-Kirche

Die St. Emmerich-Kirche ist das Ergebnis einer im 17. Jahrhundert in religiöser Gewandung auftretenden nationalen Rivalität. Die Stadtbevölkerung gliederte sich nach 1558 in ethnische und nationale Gruppen, was sogar das Leben der Selbstverwaltung und der kirchlichen Institutionen bestimmte. Nachdem die stark gewordenen deutschen Lutheraner eine vorherrschende Rolle in der städtischen Selbstverwaltung spielten, vertrieben sie die ungarischen Kalvinisten aus der St. Jakob-Kirche. 1615 gab die Stadt dem Ersuchen der Kalvinisten zum Bau einer neuen Kirche statt. Mit dem Bau wurde der Kirschlager Baumeister Walent Marx beauftragt. Die Arbeit wurde 1640 jedoch vom Wiener Baumeister Wolf Zehentmayer beendet, der bereit war, dem Wunsch der ungarischen Gläubigen, ihre alte Kirche wiederhaben zu wollen, nachzukommen. Dementsprechend erhöhte er bei den ersten Erneuerungsarbeiten den Kirchturm. Das ist zugleich die einzige Erklärung dafür, warum diese Kirche in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch immer gotische Stilmerkmale aufweist, obwohl neben der Renaissance auch das Barock auftauchte. 1673 nahmen der Kanzler Tamás Pálffy und György Széchy die ursprünglich als protestantisches Gotteshaus erbaute Kirche in katholischen Besitz, die somit bis Ende des 19. Jahrhunderts als Pfarrkirche der Stadt fungierte. Über dem Haupttor der Kirche steht die dort 1722 angebrachte Statue des Hl. Emmerichs mit der Unterschrift \\\"Sankt Emmerich, Prinz von Ungarn 1722\\\". Auf dem Hauptgesims sind Brustbilder von zehn Aposteln aus dem Jahre 1805 zu sehen. Der barocke Hochaltar zeigt das Gelöbnis des Prinzen Hl. Emmerich von István Dorfmeister d. J. (1805). Die Statuen des Hochaltars stellen ungarische Heiligen dar: Hl. Stephan bietet sein Land der Heiligen Jungfrau Maria dar, der Hl. Ladislaus überreicht sein Schwert und seinen Schild. Die beiden Seitenaltäre der Kirche sind mit den Bildern des Soproner Malers István Schaller aus dem Jahre 1722 bestückt. Die Kanzel über den barocken Bänken wurde im Zopfstil gebaut. Unter der Sakristei und der Kapelle befindet sich eine großräumige Gruft, wo zwischen 1670-1831 die angesehensten Bürger der Stadt bestattet wurden. Bis zur Eröffnung des neuen Friedhofs im Jahre 1633 war dieser Ort die Begräbnisstätte der Stadt. Die Kapelle und die Sakristei wurden wahrscheinlich aus dem Material der ehemaligen St. Katharina-Friedhofskapelle erbaut.

Jurisics tér (Jurisics-Platz)

Die Innenstadt, die sich auf einer Fläche von 5 ha ausbreitet, ist seit dem 15. Jahrhundert durch eine Stadtmauer geschützt, die damals 73 Häuser umgab. Obwohl sie im Laufe der Jahrhunderte durch verheerende Brände mehrmals bis auf die Grundmauern niederbrannte, stehen in der Innenstadt auch heute 73 Häuser. Während des 17.-18. Jahrhunderts geriet die Stadt unseres Wissens 14 mal in Brand. So ist es möglich, dass – obwohl die Gründung der Stadt und der Burg auf das 13. Jahrhundert zurückgeht – in dem Band Kunstdenkmäler in Ungarn nur 102 Kőszeger Baudenkmäler und Gebäude mit Baudenkmalcharakter erwähnt werden, von denen nicht einmal zehn vor dem 18. Jahrhundert errichtet wurden. Die hohe Anzahl der Brände und die niedrige der erhaltenen Gebäude lässt sich dadurch erklären, dass die Häuser der Innenstadt von Kőszeg, wie damals in ganz Europa üblich, aus Holz und Strohlehm gebaut wurden. Als Dachdeckung diente wohl Schilf und Schindel, wodurch die Stadt bei einem Brand binnen weniger Stunden völlig niederbrannte. Ganz bestimmt wird dem Besucher der Niveauunterschied des Platzes auffallen und die Häuser kommen ihm zu klein vor. Den Jurisics Platz bedeckt nämlich nach den Zerstörungen der vergangenen Jahrhunderte eine 160-200 cm dicke Schuttschicht. Somit kann es passieren, dass man über 14 Treppenstufen in die heutigen Keller des Rathauses hinabsteigt und dort Zimmer betritt, die sich einst im Erdgeschoss des Gebäudes befanden. Der Jurisics-Platz war früher Ort der Märkte, über den alltags wie feiertags die mit Waren beladenen Karren rumpelten. Auf diesem Platz spielte sich aber auch das politische und gesellschaftliche Leben der Stadt ab. Hier wurden die Bürgerversammlungen einberufen; auch das städtische Schwurgericht verkündete ihre Urteile hier: Menschen, die gegen das Gesetz verstoßen hatten, wurden an dieser Stelle in den Stock gelegt, wo auch ein mittelalterliches Strafmittel zu ihrer Schande und Verachtung stand: der Pranger. Dort erhebt sich heute die 1739 errichtete Mariensäule. Sie ist ein Meisterwerk des Soproner Steinmetzen Eisenköbel, dessen Entlohnung aus Strafgeldern evangelischer Bürger erfolgte, die Maria geschmäht hatten. Der Brunnenkranz des hinter der Säule stehenden Stadtbrunnens wurde ebenfalls von Eisenköbel gefertigt. Er wurde 1766 mit einem geschlossenen Brunnenhaus bedeckt. Die eingemauerten Bögen wurden bei einem Umbau wieder freigelegt. Um diesen Teil der Innenstadt kennen zu lernen genügt es, sich auf einer der Bänke an der Mariensäule niederzulassen. Auch so kann man den kleinen, geschlossenen Platz gut überblicken.

St. Jakob-Kirche

Die St. Jakob-Kirche wurde von 1403 - 1407 an der Stelle der bei der österreichischen Belagerung von 1289 zerstörten Minoritenkirche im Auftrag des Palatins Miklós Garai gebaut, der eine seines Ranges und Reichtums würdige Pfarrkirche benötigte. Die Kirche trägt gotische Merkmale, die Apsis ist nach Osten gerichtet, die Höhe der Seitenschiffe stimmt mit der des Hauptschiffes überein. Der ehemals nördlich stehende Kirchturm wurde beim Bau des Benediktiner-Ordenshauses wahrscheinlich in das neue Gebäude einbezogen. Im 15. Jahrhundert brannte die Kirche viermal ab, auch die Türkenbelagerung verursachte erheblichen Schaden. Bis 1554 fungierte das Gebäude als Pfarrkirche der Katholiken, später, bis 1671, gehörte sie zuerst den ungarischen, dann den deutschen Protestanten. Von den deutschen Lutheranern blieb auch das Kircheninnere nicht verschont. Sie überweißten die Wandgemälde aus dem 15. Jahrhundert, entfernten die gotischen Flügelaltäre und bauten 1653 sogar die Steinsockel der Altäre ab. Der Bischof von Győr, György Széchenyi, nahm 1671 die Kirche mit Gewalt wieder für die Katholiken in Besitz. In der Folgezeit wurden der Barockgiebel der Westfassade und das Holztürmchen gebaut. Hinzu kam 1700 eine Kapelle, die sich in die Apsis öffnet. 1758 ließ der Prior der Jesuiten die Kirche um zwei Seitennischen erweitern. Die Kircheneinrichtung stammt größtenteils aus der Wende des 17.-18. Jahrhunderts. Den in drei Bereiche gegliederten Hauptaltar ließ 1693 Palatin Pál Esterházy errichten. Die gotische Holzstatue in der Mitte Madonna mit dem Jesuskind wurde gegen 1500 wahrscheinlich von Meistern aus Tirol gefertigt; sie wird vom Hl. Petrus mit dem Schlüssel und dem Hl. Paulus mit dem Schwert begleitet. Im zweiten Teil des Altars schwebt die Statue des Hl. Jakobs in der Mitte, neben ihm sind die Figuren des Gründers des Jesuitenordens, des Hl. Ignatius von Loyola, sowie des Missionars des Ordens, des Hl. Franz Xaver, zu sehen. Oben wird der Altar mit dem Gottesauge als Symbol der Dreifaltigkeit abgeschlossen. Die Kanzel der Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. An der Abschlusswand des südlichen Seitenschiffes wurden bei einer Restaurierung im Jahre 1937 Wandgemälde gefunden, deren Alter mit dem der Kirche übereinstimmt. Auf dem Gemälde links ist eine riesengroße Darstellung des Hl. Christophorus, des Schutzpatrons der Reisenden, Wanderer und Fuhrleute zu sehen. Die besondere Größe des Gemäldes ist mit dem im Mittelalter allgemein verbreiteten Glauben zu erklären, dass Menschen, die ein Bildnis des Hl. Christophorus erblicken, an diesem Tag vor jeder Gefahr geschützt seien. Auf dem obigen Bild neben dem großen Gemälde wurden die Heiligen Drei Könige, auf dem unteren die Schutzmantelmadonna abgebildet. Neben der ihren Mantel ausbreitenden Madonna stehen die Hl. Elisabeth von Ungarn und die Hl. Barbara. An der Wand des nördlichen Seitenschiffes wurde das rotmarmorne Grabmal der hier beigesetzten Kinder des Burgkapitäns Miklós Jurisics angebracht. In der Mitte zwischen den beiden Bankreihen liegt der Grabstein der 1679 in dieser Kirche bestatteten Frau Wesselényi Maria Széchy. Die Kirchenfassade zieren seit 1807 drei Monogramm-Medaillons: im obersten sieht man das Christus-Monogramm der Jesuiten IHS (Iesus Hominium Salvator = Jesus, Erlöser der Menschheit) mit den drei Kreuznägeln des Jesuitenwappens. In der Mitte stehen die mit der Krone geschmückten Monogramme von Maria und Joseph. Das vierte Medaillon, das Benediktinerwappen mit den fünf Herzen und dem Wort PAX, wurde 1930 neben den anderen angebracht. In der Fassadennische mitten unter dem Jesuitenwappen steht die Statue des Hl. Jakob.

Die Forintos-Bastei

Beim Verlassen der Inneren Burg findet man rechts nach der gemauerten Brücke eine kleine Treppe, die in Richtung des Schülerwegs in den Burggraben hinunter führt. Am Schülerweg wurde eine in nordwestliche Richtung verlaufende Mauer erschlossen, die sich vor dem Rondell am Südostturm nahezu rechtwinklig den Mauern der Vorburg anschloss. Diese den Graben der Inneren Burg durchtrennende Wand ist zwischen dem Rondell und der Vorburgmauer selbst heute noch erkennbar. Wer die Zeit findet, sollte hier einen Spaziergang machen und sich den Westflügel der Burg aus Richtung des Burggrabens ansehen. Neben dem 1908 durchbrochenen Tor, doch hinter der Stadtmauer, steht die Forintos-Bastei, eine der runden Basteien auf Dreiviertelkreis-Grundriss am Zwingergang, der um die Burg läuft. Der Zwingergang wurde im 15. Jh., die runden Außenbasteien im 16. Jh. erbaut. Matthias Forintos war städtischer Senator und Feuerwerker, der aufgrund seiner Erfahrungen zur Zeit der Türkenbelagerung wesentlich zum Erfolg der Verteidiger beigetragen hat. 1561 wurde er jedoch der Hexerei verdächtigt und vor das Gericht von Kőszeg gestellt. Die gegen ihn vorgebrachten Anklagen behaupteten, dass er am St. Veits-Berg bei Velem und am Alten Haus bei Kőszeg durch verbotene Riten besessene (fallsüchtige) Personen geheilt, Unwetter und Hagel verursacht und dadurch das zu erntende Getreide und die jungen Trauben vernichtet habe. Das auf falschen Aussagen beruhende Urteil des Kőszeger Gerichtshofes wurde aber durch Ferdnand I. an den Gerichtshof der Stadt Wien als Beschwerdegericht verwiesen, wo Forintos freigesprochen wurde. In Wahrheit spiegelte der Prozess zu jenem Zeitpunkt wohl eher den Machtkampf zwischen dem mehrheitlich protestantischen Rat und dem zur katholischen Minderheit gehörenden Senator wider. Von der Stützmauer aus kann man die vor dem Westflügel aufgebaute Mauer mit Gesims und Schießscharten bzw. den vergrasten Wassergraben und die Stützmauer des Burgparks (Miklós Józsa, 1964) verfolgen.

Die Innere Burg

Über dem einstigen Wassergraben, der die Innere Burg von der Vorburg trennte, führt eine an beiden Seiten offene Ziegelsteinbrücke ins Burginnere. Über dem bogenförmigen, mit Steinrahmen versehenen Tor befindet sich das Wappen der Familie Esterházy. Die Wandnische zwischen den beiden Fenstern ist von einem roten Fresko umfasst. Hinter dem Tor empfängt den Besucher ein trapezförmiger Innenhof, dessen Prunkstück ein Brunnen mit Steinbrüstung aus dem 17. Jahrhundert ist. Die arkadengeschmückten Fassaden des West- und Südtraktes machen den Anblick des Burghofes besonders reizvoll. Durch die Arkadenbögen ist die Reihe der mit Sgraffitorahmen verzierten Renaissancefenster des Westtraktes bereits von unten sichtbar. Die Ostseite hingegen ist völlig geschlossen; ihre Monotonie wird lediglich durch kleinere gotische Fenster unterbrochen. Durch den jetzigen Haupteingang des Gebäudes gelangt man in den einst an drei Seiten offenen Innenturm, von dem eine Treppe ins Obergeschoss führt. Hier befindet sich der ehemalige Rittersaal, in dem heute Kulturveranstaltungen stattfinden. Im südlichen und östlichen Flügel wurde das nach Miklós Jurisics benannte Stadthistorische Museum untergebracht. Seine Büste ist hier am Treppenabsatz zu sehen. In den Ausstellungsräumen des Museums kann man Gemälde über die türkische Belagerung von Burg und Stadt und damit verbundene Gegenstände besichtigen, außerdem eine Kopie der berühmten Kőszeg-Darstellung von Erhard Schön. Die ausgestellten Waffen, bzw. die Reliquien berühmter historischer Personen wie Mihály Hörmann oder Mária Széchy stammen aus dem 17. Jahrhundert. Im Raum der königlichen Freistadt werden Gegenstände aus der Geschichte der städtischen Selbstverwaltung aufbewahrt. Da der Weinbau auf einer Gesamtfläche von 630 ha im Leben der Stadt bis zur Reblausseuche (gegen 1900) eine bestimmende Rolle spielte, wurden zwei Räume der Weinbereitung und Weinkultur der Stadt gewidmet. Der Saal mit Portraitgalerie erinnert an berühmte Personen, die in Kőszeg gelebt, gelernt und gearbeitet haben. In einem getrennten Raum werden das Kulturleben und die Kulturgeschichte der Stadt vorgestellt. Im Südflügel des Museums können das Arbeitszimmer des Generalleutnants János Kiss bzw. Zimmerausstattungen aus dem 18.-19. Jahrhundert besichtigt werden.

Jurisics-Burg

11. Jurisics-Burg
Wenn man sich in der Rajnis utca umgeschaut hat, sollte man die in der nord-westlichen Ecke der Stadt stehende Jurisics- oder Esterházy-Burg besichtigen. Die Benennung Esterházy ist gerechtfertigt, weil die Familie Esterházy die Burg 236 Jahre besaß. Erst 1931 ging sie in den Besitz der ungarischen Militärkammer über und wird seit 1932 Jurisics-Burg genannt. Die einst \\\"Untere Burg\\\" genannte Festung erhielt ihre heutige Form nach dem großen Brand von 1777. Die zwei architektonischen Einheiten, die Vorburg und die Innere Burg können auch die heutigen Besucher leicht unterscheiden. Die Vorburg diente mit hoher Wahrscheinlichkeit als Schutz von Außen, was auch die ausgegrabenen enorm starken Mauerreste bestätigen. Zum Eingang der Vorburg gelangt man auf einer gemauerten Brücke über dem Burggraben. Bei den Steinen vor den Torpfeilern mit dem Monogramm ND und den Jahreszahlen 1666 und 1670 handelt es sich um Grenzsteine des ehemaligen Nádasdy-Gutes. Unter dem Korbbogentor sind noch jene Wandbüchsen vorhanden, die auf die frühere Existenz einer Zugbrücke schließen lassen. Von den beiderseits der Vorburg stehenden Gebäuden stammt der Nordflügel aus dem 17., der Südflügel aus dem 18. Jahrhundert. Hier wurden die Wache und das Bedienungspersonal der Burg untergebracht. Im Hof steht die Statue von Miklós Jurisics (Sándor Mikus, 1963).

Rajnis utca (Rajnis Straße)

Die Rajnis utca macht in Richtung des Oberen Tors einen leichten Bogen. Die Art der Straßenbebauung mit ihrer sägezahnartigen Häuserzeile gegenüber der Burg (Rajnis utca 6-12) ergab sich durch die Grundstückordnung und das Straßenniveau – und nicht, wie allgemein angenommen wird, um der Stadt eine bessere Verteidigung gegen Angriffe von Außen zu gewähren. Tatsächlich erreicht die Straßenfront mit ihren schmalen Hausfassaden in schrittweisen Vorsprüngen das nördliche Tor und gleicht dabei auch Niveauunterschiede aus. Am Eingang der Häuser befinden sich winzige Fenster, die sog. \\\"Guckfenster\\\". Der Eingang des ersten Gebäudes geht auf die Táblaház utca (Tafelhausgasse), wenngleich sich die Tür von einem 1994 eingerichteten Geschäft zur Rajnis utca hin öffnet. Über dem Eingang wurde ein schöner Sgraffitoputz gefunden.

 
Királyvölgy (Königstal) – der Kastanienbaum

Királyvölgy ist der älteste bekannte Flurname der mittelalterlichen Stadt. Hier stand die berühmte Riesenkastanie von Kőszeg, die 1917 von Gusztáv Czeke der Stadt geschenkt wurde. Der Baummethusalem trug im Jahre 1963 zum letzten Mal Früchte. Als er 1981 gefällt werden musste, hatte der Baum einen Stammesumfang von 10,5 m. Aufgrund der gezählten Jahresringe an der \\\"Gedenkscheibe\\\" soll der Baum schätzungsweise bereits 1482, d.h. zur Zeit des Königs Matthias Corvinus, geblüht haben.

Das Chernel Arboretum

Am Ende der Hunyadi utca erwartet uns eine weitere Überraschung: das berühmte Chernel-Arboretum mit dem Gedenkstein des europaweit bekannten Ornithologen István Chernel (von Sándor Mayer, 1931) vor dem Eingang. Im benachbarten Chernel-Garten wurde 1995 das Chernel István Museum eröffnet (Arborétum utca 2.), das zugleich auch als Komitatsbüro des Nationalparks Fertő-Hanság im Komitat Vas fungiert, dessen Fachleute hier auch ein Vogelhospital eingerichtet haben.

Flórián tér (Florian Platz)

Die 1810 errichtete spätbarocke Florian-Statue auf dem Florian tér erinnert an die Fürbitten der Bevölkerung für die zahlreich erlittenen Brandkatastrophen. Die lateinische Inschrift spiegelt die Angst vor dem Feuer wider. \\\"Die Kőszeger Bürger weihen ihre Häuser dem Heiligen Florian, der sie vor Feuerschäden beschützt.\\\" Die Hauptfigur der Statue ist der Hl. Florian, der Schutzpatron der Feuerwehren. Neben seinem Fuß steht ein brennendes Haus, das ein Engel mit Wasser zu löschen versucht. Der Schöpfer der Statue ist unbekannt.

Die Alte Bastei (Zwinger)

Nur wenige Schritte weiter kann man die Südmauer der Stadt und die schon durch ihre Abmessungen faszinierende Alte Bastei (Zwinger) erblicken. Die Nordseite der Bastei ist eine Fortsetzung der südlichen Stadtmauer. Ihre Fundamente stehen im Burggraben, der im Mittelalter noch 6-7 m tief war. Von hier aus kann man einen Blick auf den aufgeschütteten Stadtgraben bzw. auf die Überreste des Neu- oder Eckturmes werfen; danach fällt einem die erste Bastei der Burg, die so genannte Forintos-Bastei bzw. die hinter dem Burggraben empor ragende äußere Stadtmauer ins Auge. An der äußeren Stadtmauer sind bis heute noch Spuren der Konsolenpaare zu sehen, die vermutlich im 14. Jahrhundert den sog. Pechgießerbalkon gestützt haben, von dem heißes Pech und Öl auf die feindlichen Belagerer geschüttet wurde. Während der berühmt gewordenen Türkenbelagerung gelang an diesem Mauerabschnitt ein erfolgreicher Sprengversuch. Es zeigte sich, dass diese Seite der Burg am verwundbarsten war. Nach dem Durchbruch der Außenmauer versuchten die Belagerungstruppen hier in die Burg einzudringen, doch der kaum 5 m breite Engpass in der Mauer nützte eher den Verteidigern, die \\\"… in großer Zahl hierhin rannten, und durch Schießen, Steine werfen und mit langen Stoßstangen die Türken zurückdrängten, sie benutzten sogar Öl.\\\" An dieser Stelle sind noch die Spuren des Neubaues des 1535 eingestürzten 26 Klafter (ca. 46 m) langen Mauerstücks zu erkennen.

Dreifaltigkeitssäule

Die Aufstellung der Kőszeger Dreifaltigkeitssäule wurde von der Stadt zum Andenken an die 600 Opfer der nach dem Rákóczi-Freiheitskampf ausgebrochenen großen Pestepidemie in Kőszeg beschlossen. Darauf weist die lateinische Fürbitte auf dem Band der obersten Putte hin, aber auch das Chronogramm mit der Jahreszahl 1713: \\\"Lapsos DIVa trIas Libera faMe pesteqVe beLLo\\\" (\\\"Dreifaltigkeit, Befreie die Hilfsbedürftigen von Hunger, Pest und Krieg“). Mit der Ausführung des dreiteiligen –aus Sockel, Säule und Statuen bestehenden – Denkmals beauftragte die Stadt den Soproner Bildhauer Servatius Leithner noch im Jahre 1712. Auf dem achteckigen Sockel stehen die Gestalten der Hl. Rochus, Sebastian, Joseph und Johannes Nepomuk, während die Hl. Rosalie am Sockelrelief zu sehen ist. Den Hauptteil der auf einer gedrehten korinthischen Säule dargestellten Dreifaltigkeit bildet der Gnadenthron: auf dem Stuhl sitzt Gottvater mit der Tiara und dem gekreuzigten Sohn auf dem Schoß. Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes wurde vom Künstler unter den beiden Hauptfiguren am Säulenkapitell angebracht. Die älteste Barockstatue der Stadt wurde aus Kalkstein von Fertőrákos gefertigt, der gegen Witterung, zunehmenden Verkehr und Zerstörungslust der Menschen immer weniger widerstandsfähig ist.

Herz-Jesu-Pfarrkirche

Der Hauptplatz (Fő tér) vor der Kirche ist jünger als die Innenstadt, aus der im 19. Jh. der Markt und die Messen hierher übersiedelten. Seine endgültige Form erhielt der Platz 1894 durch den Bau der Pfarrkirche Herz-Jesu. Der Entwurf der Kirche stammt von dem Architekten Ludwig Schöne, mit dessen Umsetzung man 1892 an der Stelle des ehemaligen Hotels Korona (Krone) begann. Die Maße der Kirche sind beeindruckend (49 x 19 x 17 m). Der Gebäudekomplex ist bis heute das größte Bauwerk von Kőszeg und lässt durch seine Erscheinung auf das Wissen und Können österreichischer Kirchenbaumeister und ungarischer Handwerker des 19. Jahrhunderts schließen. Von dem 57 m hohen Glockenturm der im eklektischen Stil gebauten und das Stadtbild bestimmenden Kirche erklingt bis heute eine Turmmusik, die Umsetzung eines Ausschnittes aus Händels Oper Saul. Das Kircheninnere ist dreischiffig mit Querschiff und Apsis. Die eindrucksvoll schöne Bemalung der Gewölbe, Seitenwände und Säulen entstand nach dem Entwurf des österreichischen Künstlers Otto Kott. Aufgrund der Ost-West-Ausrichtung der Kirche wirken die farbigen Glasfenster nachmittags besonders prächtig. Sie stellen die Heiligen des Árpáden-Hauses (Selige Gisela, Hl. Elisabeth, Hl. Margarete, Hl. Stephan, Hl. Ladislaus), das Glaubensgeheimnis des Herzen Jesu bzw. die Hl. Jungfrau Maria und den Hl. Joseph dar. Die Glasfenster an den Eingängen der Seitenschiffe zeigen von Stiftern ausgewählte Darstellungen vorbildhafter Taten aus dem Leben von Heiligen bzw. Szenen aus dem Neuen Testament. Die Orgel der Kirche wurde 1894 in der Werkstatt der berühmten Orgelmeister-Brüder Rieger gebaut. Die geschnitzten Altäre wurden in Österreich von seinerzeit berühmten Schnitzermeistern aus Tirol und Wien gefertigt.

Quelle: www.koszeg.hu

Galerie